Blinde Kuh

Blinde Kuh Regeln - Das Spiel für Kinder inkl Blinde Kuh Spielregeln für Spieler mit Anleitung zu Spielablauf und Strategien.

Blinde Kuh

Blinde Kuh, das im englischsprachigen Raum als „No peeking!“ oder „Blindman's Buff“ bekannt ist, ist ein uraltes Gesellschaftsspiel, das heute aber fast nur noch von Kindern gespielt wird.

Regeln und Spielweise

An dem Spiel können sich beliebig viele Personen beteiligen, es sollten aber wenigstens drei sein. Einer Spielerin oder einem Spieler werden die Augen verbunden, er gibt die „Blinde Kuh“. Die anderen Mitspieler ärgern die Kuh, laufen um sie herum und ziehen sie an der Kleidung oder den Haaren. Wird einer der Spieler von der Kuh dabei gefangen, muss er sich die Augen verbinden lassen und ihre Rolle einnehmen.

Varianten

Im Laufe der Jahrhunderte, haben sich zahlreiche Varianten von Blinde Kuh herausgebildet, drei davon sind bis heute gebräuchlich.

Blinde Kuh Bild

Variante 1

Die Blinde Kuh muss ihre Peiniger nicht fangen, sondern bloß kurz festhalten oder berühren, wer erwischt wird, scheidet aus. So wird gespielt, bis nur noch eine Person übrig ist, die dann zur neuen Blinden Kuh wird.

Variante 2

Ein Spieler, der von der Kuh berührt wird, muss stehenbleiben und sich abtasten lassen. Kann die Kuh erraten, um wen es sich handelt, muss er ihren Platz einnehmen.

Variante 3

Während bei den ersten beiden Varianten vorwiegend das Gehör, der Orientierungssinn und die Reflexe beansprucht werden, dreht sich bei der dritten Spielform von Blinde Kuh  alles um den Tastsinn. Bei dieser Variante werden viele verschiedene Gegenstände auf einen Tisch gelegt. Danach werden der Kuh die Augen verbunden und sie muss sich ein paar Male im Kreis drehen. Nun muss der Spieler den Tisch finden und einen der Gegenstände ergreifen und abtasten. Sobald er herausgefunden hat, welches Objekt er in den Händen hält, darf er die Augenbinde abnehmen und an den nächsten Spieler weiterreichen.

Für die Variante 3 der Blinden Kuh werden mittlerweile Fertigspielsätze von unterschiedlichen Verlagen herausgebracht. Die Spiele enthalten in der Regel eine Maske oder einen Kuhkopf aus Pappmasche, die die Augenbinde ersetzen. Außerdem enthält ein Set Tafeln mit mehreren Dutzend Figuren aus Hartplastik. Die Figuren, die ertastet werden müssen, sind in drei unterschiedliche Schwierigkeitsklassen eingeteilt, die Kindern im Alter von drei bis zwölf Jahren gerecht werden. Kinder unter drei sollten mit den Plastikformen nicht hantieren, da die Gefahr besteht, dass sie sie verschlucken.

Historische Entwicklung

Spielen Bild

Blinde Kuh in seiner heutigen Form ist in Europa wenigsten seit dem späten Mittelalter bekannt. In der frühen Neuzeit war das Spiel unter Erwachsenen bereits sehr populär, aber in manchen Ländern wohl verboten. Eine der aufschlussreichsten frühen Quellen ist der Roman „Gargantua und Pantagruel“ des französischen Schriftstellers François Rabelais. Der fünfbändige Zyklus, der von dem jungen Riesen Pantagruel und seinem Vater handelt, ist in den Jahren 1532 bis 1564 erschienen. Die beiden Riesen hatten zwei bevorzugte Hobbys: Essen und verbotene Spiele, zu letzteren zählte auch Blinde Kuh. Um 1560 war das Spiel aber bereits bei niederländischen Kindern bekannt und beliebt. In Holland war es wohl auch nie verboten gewesen und beschäftigte sogar die Kunst. Dirk van der Lisses Gemälde „Nymphen beim Blinde-Kuh-Spiel“ aus dem Jahr 1635 ist eines der bekanntesten Werk dieses Sujets.

Im 17. und 18. Jahrhundert, also während des Barock und des Rokoko, kam das Spiel beim Adel und bei den Großbürgern in den Städten in Mode. In höfischen Kreisen entwickelte die Blinde Kuh in der Variante zwei eine erotische Komponente. Das abtasten des Körpers eines gefassten Peinigers durch die Kuh hatte damals oft eine frivole Konnotation. Die behielt es auch im Empire, also während der Herrschaft Napoleons, noch bei. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Blinde Kuh langsam zu einem reinen Kinderspiel. Ein weiter Weg, wenn man bedenkt, dass es sich wohl ursprünglich um ein Ritual zur Dämonenaustreibung aus heidnischer Zeit handelte.

In Indien und Indonesien können ähnliche spielerische Rituale bis in die Zeit um 400 vor Christus zurückverfolgt werden. Wie und wann das Spiel erstmals in Europa Fuß fasste, ist aber leider nicht bekannt.